Briefmarken-Sammlerverein Heidelberg und Rohrbach 1891 e. V. (BSV)

 

Heidelberger Briefmarken-Bote - Dezember 2002

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Heidelberger Briefmarken-Bote

Inhalt:          

Editorial
Vereinschronik Teil III

Dr. Alfred Moschkausletzte Ruhestätte
Rekordbeteiligung beim Philatelisten-Pokal


Neue Posttarife 2003

Hochwassermarke in zwei Zähnungen
Aktion zur Jugendgewinnung
BGH: 'Remailing’-Urteil
Impressum


Editorial

Liebe Leserin, lieber Leser!

Ein ereignisreiches Jahr geht mit großen Schritten seinem Ende entgegen. Es war ein Jahr, das uns Deutsche einmal mehr vor Augen geführt hat, dass wir in den vergangenen Jahren über unsere Verhältnisse gelebt haben.

Ich erinnere mich nicht, jemals eine so schlechte Stimmung unter den Menschen gespürt zu haben, wie in diesen vorweihnachtlichen Wochen.

Das liegt zum einen wohl auch daran, dass den Menschen keine positiven Perspektiven aufgezeigt werden. Nach den vollmundigen Versprechen vor den Bundestagswahlen folgte schnell die Ernüchterung. Vieles, was vor der Wahl schöngeredet wurde, zeigt nun sein wahres, hässliches Gesicht. Und manches, was zur Lösung unserer misslichen Lage beitragen könnte, wird zerredet, weil „einem das nicht selbst eingefallen ist“. Unsere Volksvertreter verstehen es trefflich, sich zu streiten. Es gehört zu einer Demokratie, dass man nicht immer einer Meinung ist. Aber man sollte die Kultur des Streitens nicht über die des Handelns stellen!

Es wird Zeit, dass wir aus dieser selbstgewählten Resignation aufwachen und wieder an eine bessere Zukunft glauben! Und da sind wir alle gefordert. Zusammenarbeit ist gefragt, wenn der verfahrene Karren aus dem Dreck gezogen werden soll. Denn das schaffen wir nur gemeinsam!

 

Dazu gehört zum einen die Einsicht, dass man unvoreingenommen über alle Möglichkeiten von Veränderungen reden kann, ohne gleich hysterisch die eigenen Pfründe zu verteidigen, zum anderen aber auch wieder etwas mehr demokratische Kultur und die Einsicht der Großunternehmen, dass sie eine soziale Verantwortung gegenüber ihren Mitarbeitern haben. Denn diese Mitarbeiter sind Menschen – und mit Menschen sollte man nicht taktieren, um die Gewinne von 30% auf 40% zu steigern!

Wie gesagt, es kommt auf uns alle an. Ich bin überzeugt: wenn jeder nur das mindeste dessen beiträgt, was er beitragen kann, gibt es für uns alle auch wieder eine positive Perspektive für die Zukunft.

Und die wünsche ich Ihnen und Ihrer Familie von ganzem Herzen!

Ihr Christian Klouda
1. Vorsitzender


Vereinschronik Teil III:  Der Briefmarken-Sammlerverein Heidelberg und Rohrbach 1891 e.V.

Ein Rückblick (von Dr. Horst Friebolin)

Teil III: Aktivitäten des neugegründeten Vereins von 1891 - 1893

Der folgende dritte Teil unseres Rückblicks befaßt sich mit großen und meistens aber kleinen Ereignissen, die ich dem recht ausführlich handgeschriebenen Protokollbuch des jungen Vereins entnehmen konnte. Dazu habe ich alle Protokolle studiert, das letzte stammt vom 5. November 1893. Im Untertitel habe ich den Zeitraum 1891-1893 angegeben. Dies liest sich wie eine „unendliche Geschichte“, denn wir schreiben ja jetzt das Jahr 2002! Ich werde mich aber bemühen, daß der Rückblick nicht zur unendlichen Geschichte wird. Beim Lesen stößt man aber immer wieder auf Dinge, die einen Einblick in die Gründerzeit des Vereins vermitteln, aber auch immer noch aktuell sind. Die Auswahl ist natürlich ganz subjektiv auch nicht immer unbedingt chronologisch geordnet, und ich hoffe, dass Sie meine Auswahl lesenswert und interessant finden.

Unser Verein war also seit dem 5. Oktober 1891 gegründet und seit Anfang Dezember „polizeilich genehmigt“. Das dauerte bis zur staatlichen Genehmigung nur zwei (!) Monate. Man vergleiche dagegen die Zeit, um einen Sprung in die Gegenwart zu machen, wie lange die Fusion unserer beiden Vereine dauerte!

Doch nun über was diskutierte man damals, welche Probleme stellten sich den Vereinsgründern, und wie wurden sie gelöst?

Ein wesentlicher Diskussionspunkt der ersten Versammlungen war, wie man mit vereinsinternen und auswärtigen Auswahlsendungen umgehen solle. Man beschloß, eine Tauschvereinigung zu gründen mit einer strengen Tauschsatzung. Nach dieser Satzung werden Auswahlsendungen nur ordentlichen Mitgliedern ausgehändigt und zwar nur solchen, die die Satzung schriftlich anerkannt haben! Dem Protokollbuch kann man entnehmen, dass es in der Folgezeit trotzdem einige Schwierigkeiten gab, sogar rechtliche Schritte wurden dem Verein einmal angedroht (s. 13. Vers. am 2. Mai 1892), falls die Auswahlsendung nicht sofort zurückgeschickt würde.

Der Grund für die Verzögerung war aber ganz einfach der, dass der Tauschobmann, Herr Hirschel, die Auswahlsendung nicht verteilen konnte, weil die Tauschsatzung noch nicht fertig war.

Des weiteren wurde über ein „Vereinsorgan“ diskutiert, in dem Mitteilungen des Vereins veröffentlicht werden sollten. Hauptmann Wagner empfiehlt (auf der 3. Vers. am 2. November 1891), die von A. Larisch, München, herausgegebene Zeitschrift „Postwertzeichenkunde“ als Vereinsorgan zu wählen. Auf A. Larisch komme ich später noch einmal zu sprechen. Diese Zeitschrift kostete aber 2,25 Mark, man befürchtete daher, dass nur wenige Mitglieder diese abonnieren würden. Nach langem Hin- und Her wurde beschlossen, dass der Verein 1 Mark als Zuschuß übernimmt in der Hoffnung, dass möglichst viele Mitglieder diese Zeitschrift bestellen würden (man beachte: der Vereinsbeitrag betrug Mark 4 pro Jahr). Denn wenn Larisch uns Raum für Sitzungsberichte und Vereinsbekanntmachungen zur Verfügung stellt, so wird er auch darauf rechnen, dass wir als Äquivalent eine grössere Anzahl Zeitungen beziehen. Diese Zeitschrift war dann das Vereinsblatt, bis Frau Larisch 1897 die gesamte Zeitschrift an die Deutsche Briefmarken-Zeitung (DBZ), an Herrn Krötsch, übergab.

Als eine wichtige Aufgabe des jungen Vereins wurde die philatelistische Fortbildung der Mitglieder angesehen. Dazu gehörte in erster Linie der Aufbau einer Vereinsbibliothek.

Hierzu bemerkte der Bibliothekar (Herr Laue) wörtlich (3. Vers. am 2. November 1891): Bei zielbewußtem, wissenschaftlichem Sammeln sei es Hauptbedingung, sich zunächst eine philatelistische Bildung zu verschaffen, und eine solche sei nur durch Studium der Fachliteratur zu erlangen. Er halte es für eine der schönsten Aufgaben des Vereins, den Mitgliedern durch allmähliche Ansammlung einer entsprechenden Bibliothek die Mittel zur philatelistischen Bildung an die Hand zu geben .....

Eine Vereinsbibliothek bestand noch nicht. Erwähnt sei vielleicht, dass die Gebr. Senf dem Verein den neu erschienenen Taschenkatalog schenkten (Dieser Katalog existiert in unserer heutigen Bibliothek nicht mehr, jedoch der Senf-Postwertzeichen-Katalog, Ganze Welt von 1896!). Als Soforthilfe erklärten sich alle bereit, ihre abonnierten Fachzeitschriften in einem Lesezirkel den Vereinsmitgliedern zugänglich zu machen. Gleiches gilt auch für die Privatbibliotheken einzelner Mitglieder. In späteren Protokollen wird aber über die Funktionsfähigkeit dieses Lesezirkels geklagt, denn trotz der fälligen Strafe von 10 Pfennig pro Tag, die zu entrichten waren, wenn die erlaubten drei Tage überschritten wurden, klappte es nicht so ganz.

Außerdem abonniert der Verein die neugegründete philatelistische Fachzeitschrift, das „Vertrauliches Korrespondenz-Blatt“, von dem 1891 bereits Heft Nr. 3 erschien.

Es sollte im jährlichen Wechsel von den beteiligten Vereinen herausgegeben werden. Über dieses Blatt berichtet Hauptmann Wagner ein Jahr später (am 21. November 1892 auf der 18. Versammlung): ......mit grossen Opfern an Zeit und Geld bemühen sich der Strassburger und Frankfurter Verein, dasselbe lebensfähig zu erhalten. Leider zieht der grösste deutsche Verein, der bereits erwähnte Internationale Philatelisten-Verein von Dresden, seine Hand von dem allgemein nützlichen Unternehmen zurück und veranlasst seine zahlreichen Sektionen, ihm zu folgen. Das Blatt überlebte, und auf der 23. Versammlung am 28. Februar 1893 gab der 1. Vorsitzende, Herr Lindau, bekannt, dass sich an diesem Blatt bereits 152 Vereine mit über 8000 Mitgliedern beteiligten, auch zahlreiche ausländische.

Als weitere „Fortbildungsmaßnahme“ wurden neben Bibliothek und Lesezirkel das Abhalten von Vorträgen beschlossen, die von Vereinsmitgliedern bestritten werden sollten. Obiges Zitat von H. Wagner ist einem solchen entnommen. Auf diesen Vortrag gehe ich weiter unten noch näher ein.

Zurück zu den Ereignissen des Jahres 1891. Die 1. Hauptversammlung, gleichzeitig die 6. Versammlung, fand am 21.12.1891 statt. Der wichtigste Tagungsordnungspunkt war sicherlich der, daß Hauptmann Hans Wagner (1852-1940) für seine Verdienste um den Verein zum Ehrenmitglied ernannt wurde. Wie Sie Sich vielleicht erinnern, konnte er aus beruflichen Gründen nicht Ordentliches Mitglied werden (s. Heidelberger Briefmarken-Bote Heft 2, 2002).

Auf der gleichen Versammlung weist Wagner darauf hin, daß Patrick Chalmers gestorben sei. Dieser habe in einer wahren Forschungsarbeit nachgewiesen, daß sein Vater James Chalmer der Erfinder der klebenden Briefmarke sei und nicht Rowland Hill.

Die anwesenden Teilnehmer der Versammlung erhoben sich zu Ehren des Verstorbenen Patrick Chalmers.

Rowland Hill (3.12.1795-26.8.1853) gilt als Reformator der Post. Er verfasste 1837 eine Schrift „Post Office Reform, its Importance and Practibility“ (Die Postreform, ihre Wichtigkeit und Durchführbarkeit), die aber nichts über aufklebbare Postwertzeichen enthielt. Auf seine Veranlassung wurden dann am 6.5.1840 die ersten aufklebbaren Briefmarken, Großbritannien 1 und 2, verausgabt. Die Idee für die aufklebbaren Marken geht aber auf James Chalmer (2.2.1782-26.8.1853), einem Schotten, zurück, der im Februar 1838 bei der „Commision of the Post Office Inquiry“ einen Vorschlag für aufklebbare Briefmarken einreichte, dem er einen gummierten Fünferstreifen ( s. Häger, Grosses Lexikon der Philatelie) beifügte. Obwohl Rowland Hill davon Kenntnis hatte, blieb J. Chalmers unerwähnt.

Nach dem Tod von R. Hill stritten sich die Söhne Pearson Hill und Patrick Chalmers heftigst darüber, wem die Ehre der Priorität zukäme. Mit diesem Thema befasste sich dann auch der 4. Deutsche Philatelistentag in Prag (1892; lt. Programm). Hier sollte James Chalmers als Erfinder anerkannt werden.

Die 7. Versammlung am 4. Januar 1892 ist für unsere Vereinsgeschichte bzw. die Philatelie in Heidelberg besonders wichtig, denn im Sinne der „Fortbildung der Mitglieder“ wurde ein Fachartikel von Dr. Moschkau in Heft Nr. 1 (1888) des „Postwertzeichen“ verlesen. (Über Dr. Moschkau erfahren Sie noch mehr im vorliegenden Heft 3 des „Heidelberger Briefmarken-Boten“ in einem gesonderten Beitrag.). Darin heisst es wörtlich:
Aus fraglichem Artikel erfahren wir mit größtem Interesse, dass der 1. deutsche Briefmarkenverein in Heidelberg gegründet worden sei. Doch geht (man) nicht mit dem dort angegebenen Gründungsjahr einig, verschiedene Herren sind der Ansicht, dass dasselbe in das Jahr 1869 zu verlegen sei, während dort 70 angegeben ist.
Der Gründer dieses ersten Briefmarkensammlervereins, Herr cand. jur. Faber, war mehreren unserer Mitglieder persönlich als eifriger Freund der Briefmarkensache bekannt. Auch eine Briefmarkenzeitung sei von diesem Verein herausgegeben und hierselbst bei Wiese gedruckt worden. Was den übrigen Inhalt des in Rede stehenden Artikels von Dr.Moschkau betrifft, so geht man nicht in allen Stücken mit demselben einig.

 

 

In dieser Versammlung wird A. Larisch, der Herausgeber der Zeitschrift „Die Postwertzeichen-Kunde“, als ordentliches Mitglied (Nr. 22) aufgenommen. Larisch habe ich weiter oben schon erwähnt. Er hatte in Heft 1 oder 2, in welchem konnte ich nicht herausbekommen, in seiner Zeitung einen Artikel gebracht, mit dem der Internationale Philatelisten-Verein Dresden offensichtlich nicht einverstanden war, denn Larisch wurde aus diesem Verein ausgeschlossen. Die Mitglieder des Heidelberger Vereins zeigten kein Verständnis, da kein Anlass zu erkennen war. Es gab natürlich auch warnende Stimmen: Sollen wir als kleiner Verein uns mit dem berühmten I.Ph.V.D. anlegen? Larisch war nur 14 Tage Mitglied, denn am 18. Januar 1892 starb er. Zwei Monate später sollte seine Frau aufgenommen werden.

Ein Höhepunkt der bisherigen Vereinsgeschichte war die „Feier des ersten Stiftungsfestes“ am 3. Oktober 1892, die man am Montag, dem 3. Oktober 1892 um 8 Uhr beging (gleichzeitig als 16. Versammlung gezählt), wie gewohnt im Cafe Wachter. Als Gäste konnten Herr Steinbach als Vertreter der Vereinigung Karlsruher Briefmarkensammler und die Herren Bertsch und Blessner als Vertreter des Bad. Philatelisten-Vereins Pforzheim begrüsst werden.

Erwartungsgemäß handelte es sich bei diesem Fest mehr um ein gesellschaftliches denn ein philatelistisches Ereignis. Das Fest schließt, indem die Mitglieder des Vorstandes die Gäste an den Bahnhof geleiteten, wobei noch manches freundschaftliche Wort gewechselt wurde. Mit dem Wunsch "auf baldiges Wiedersehn" schied man voneinander. Allen, die es mitgefeiert, wird noch lange das 1.Stiftungsfest in guter Erinnerung bleiben.

Am 21. November 1892 fand die 18. Versammlung statt. Auf dieser hielt Hauptmann Wagner einen Vortrag über „Das Gesamtgebiet der Philatelie mit besonderer Berücksichtigung des Jahres 1892“. Diesem Vortrag, der ausführlich protokolliert ist, habe ich schon das weiter vorne angegebene Zitat entnommen, doch ist da noch einiges anderes erwähnenswert. z.B.:

Er berichtet, im Deutschen Reich aber auch in England, wären leider keine wesentlichen Errungenschaften zu entdecken. In England hätte die sonst so rührige „Philatelic Society“ (später Royal Philatelic Society) in dem zu Ende gehenden Jahr nichts unternommen. Vielleicht ist der Tod des berühmten Mr. Tapling mit die Ursache dafür.

Thomas Keay Tapling , 1855-1891, bedeutender englischer Philatelist. Er hatte eine einmalige, umfangreiche Sammlung seltener Marken, die jetzt im Britischen Museum in London zu bewundern ist.

Im Protokoll ist weiter zu lesen: Von jeher war ich (H. Wagner) von dem Wunsche erfüllt, das philatelistische Treiben in grösserer Einigkeit zu sehen, weshalb ich seinerzeit die Philatelistentage ins Leben rief. (In der Mainzer Festschrift "100 Jahre Deutsche Philatelistentage 1889 - 1989" wird Wagner wegen seiner Verdienste als "Vaters der Philatelistentage" gewürdigt. Anm. H.F. ).

Die ersten Philatelistentage fanden statt in:

1. 1889 Mainz (als 1. Rheinischer Philatelistentag)
2. 1890 Frankfurt
3. 1891 Dresden
4. 1892 Prag
5. 1893 Berlin
6. 1894 Kiel
7. 1895 Mannheim (und Heidelberg, wie noch zu berichten sein wird.)

Das Jahr 1892 hat aber die philatelistische Gesellschaft nicht näher aneinander geführt. Durch anerkennenswerte Organisation hat es der Dresdner Internationale Philatelisten-Verein verstanden, eine grosse Mitgliederzahl zu erreichen. Doch pflegt er im Verhältnis zu seiner grossen Tauschgeschäfte zu wenig den inneren Ausbau der Philatelie.

Über den 4. Philatelistentag in Prag berichtet er, dass unser Antrag , nach welchem ein ständiger Ausschuss für die Philatelistentage eingerichtet werden soll, Erfolg hatte. Zu diesem Antrag ist zu bemerken, dass auf der 11. Versammlung am 7. März 1892 sehr intensiv über diesen Punkt diskutiert wurde. Man fürchtete um die Unabhängigkeit der Philatelistentage.

Im Protokoll steht es gäbe Anzeichen dafür, dass der Dresdner Verein bestrebt sei, die Philatelistentage ganz in seine Gewalt zu bringen, und es bedürfe sehr des Zusammenhaltes, um die Unabhängigkeit der Philatelistentage zu wahren. Auf diesem Hintergrund ist der obige Antrag nach einem ständigen Ausschuss zu sehen, wie auch der Antrag, als Ort für den nächsten, den 5. Philatelistentag, Berlin mit seinem sehr rührigen Berliner Philatelisten-Club zu wählen. Um in diesem Sinne in Prag wirken zu können, beschliesst man, einen gleichgesinnten Philatelisten mit unserer Vertretung zu betrauen. Die Anträge wurden dann durch Dr. Kalckhoff, Leipzig, vorgetragen und vertreten und, wie schon berichtet, angenommen.

Dr. Franz Kalckhoff, 1860-1955, wird als der „Nestor der Philatelie“ in Deutschland bezeichnet. Der BDPh stiftete 1951 die nach ihm benannte Kalckhoff-Medaille, die für Verdienste auf dem Gebiete der deutschsprachigen philatelistischen Literatur vergeben wird.

Man sollte nicht glauben, dass die folgenden Sätze – ich zitiere wieder wörtlich aus dem Vortrag von Wagner - vor 110 Jahren gesprochen wurden:

Unser Sammelmaterial wird immer schlechter, man denke nur an französische Kolonien, Türkei, Monaco und dergleichen. Der Umfang der Alben muss von Woche zu Woche wachsen.

Wahren und bleibenden Wert haben wohl nur die alten Markenemmissionen. Erfreulich ist der Umstand, dass der Spezialsammler immer mehr Anhang findet. Hieraus erwächst auch der Anlass, welcher den Lichtpunkt in unserem bisherigen Vereinsleben bildet, nämlich die Erforschung der Postwertzeichen.

Die 30. Versammlung am 24.Oktober 1893 ist weit über den Heidelberger Verein hinaus für die Philatelisten der Region entscheidend. An dieser Versammlung nahmen nicht nur die Heidelberger Mitglieder unter dem Vorsitz von Herrn J. Lindau sowie in Gegenwart ihres Ehrenmitglied Hauptmann Wagner teil, sondern auch die Herren Steinbach und Metzger als Vertreter aus Karlsruhe, Herr Poenicke sowie acht weitere Kollegen aus Mannheim und Herr Schmitt aus Ludwigshafen.

Nachdem der Vorsitzende die Versammlung begrüßt hatte, hob er hervor, dass er es für seine Pflicht ansehe, nachdem es ein offenes Geheimnis war, dass ein Mitglied unseres Vereins, Herr Bahnverwalter Riegel in Neckargemünd der Stempelfälschung angeklagt und bereits überführt wurde. Ein Karlsruher Verein hatte dazu den Anstoß gegeben.

Weiter hinten im Protokoll erfahren wir auch, was gefälscht wurde, denn Hauptmann Wagner begrüßt es, dass es endlich gelungen ist, den Fälscher bad. Landpostmarken zu entlarven.

Schon auf der 2. Versammlung am 19. Oktober 1891 hatte der Bahnverwalter Riegel aus Donaueschingen, jetzt Neckargemünd, um Aufnahme gebeten. Der Vorsitzende, Herr Lindau macht bekannt, daß, wie er aus zuverlässiger Quelle erfahren hat, die Versetzung R. von D’eschingen nach N’gemünd eine Strafversetzung war, welche ebenfalls auf unlauteren Handlungen im Briefmarkentausch und Tauschverkehr mit einem Freiburger Herrn Haffner zurückzuführen war. Von einer strafrechtlichen Verfolgung wurde dann aber offensichtlich abgesehen, um nicht die unschuldige Familie zu ruinieren.

Nach diesem unerfreulichen Auftakt der Versammlung kam Hauptmann Wagner auf den wesentlichen Punkt zu sprechen:

Herr Hauptmann Wagner vertrat dann den Gedanken einer Vereinigung einer größeren Anzahl Briefmarkenvereine. Es fand dieser Gedanke lebhaften Beifall, umso mehr als die Mannheimer Kollegen bereits hierzu früher den Anstoß gegeben haben. Die Herren Steinbach/Ka und Poenicke/Ma dankten Herrn Hauptmann Wagner und wünschten, dass eine solche Vereinigung zustandekomme und dass Mittel und Wege gefunden würden, die Sache in Schwung zu bringen.

Über die Gründung des „Verbandes Badisch-Pfälzischer Philatelisten-Vereine“ und vieles andere werde ich im nächsten Heft des Briefmarken-Boten berichten.


Dr. Alfred Moschkaus letzte Ruhestätte

Ein Besuch am Grabe des großen Philatelisten

Der Kurort Oybin liegt im äußersten Südosten der Bundesrepublik, in den Lausitzer Bergen, nahe der Grenze zu Tschechien. Der Briefmarkensammler und Schriftsteller Dr. Alfred Moschkau, der auch zeitweise in Heidelberg tätig war, ist dort vor 90 Jahren beerdigt worden.

Bei einem Kurzbesuch in Sachsen machten wir einen Halt in Oybin, weil ich das Grab von Dr. Moschkau besuchen wollte. Er ist auf dem Friedhof im Kloster Oybin begraben, erfuhr ich in einem kleinen Lädchen. 195 Stufen waren es von der Stadt bis hinauf zum ehemaligen Kloster.

Da ich leider die Schrift auf der Holztafel, die am Grabe steht, nicht mehr entziffern konnte, habe ich an den Bürgermeister von Oybin geschrieben und ihn gebeten, mir zu helfen. Von Herrn Windis, dem Vorsitzenden der Ortsgruppe Oybin im „Philatelistenverein Dr. Alfred Moschkau – Zittau e.V.“ erhielt ich dann einen sehr ausführlichen Brief, der hier auszugsweise abgedruckt ist:

Der Name Alfred Moschkau war zu DDR-Zeiten unter der allgemeinen Bevölkerung kaum bekannt, und Leben und Werk, sowie dessen Verbreitung (warum auch immer) „unerwünscht“. Trotzdem gab es in Oybin (und darüber hinaus) engagierte Personen im damaligen „Kulturbund der DDR“, die – obwohl verschiedensten Interessenrichtungen angehörig – für die Ehrung dieses verdienstvollen Mannes stritten. So setzten wir uns gegen zahlreiche Widerstände durch und gaben unserer Ortsgruppe den Beinamen „Dr. Alfred Moschkau“.

Ein erster großer Höhepunkt für uns war die Umbenennung des Museums auf dem Oybin in „Bergmuseum – Dr. Alfred Moschkau“, anlässlich seines 100-jährigen Bestehens im Jahre 1983. Der Wortlaut auf der Sandsteinplatte am Eingang des Museums lautet:

„Seinem Gründer und eifrigen Förderer, Herrn Kommissions-Rat Alfred Moschkau in dankbarem Gedenken. Gebirgsverein Oybin m. Hain 1880 – 1930"“

Zum 75. Todestag, im Mai 1987, wurde die Grabstelle durch uns renoviert und die von Ihnen angesprochene Holztafel angebracht. Der Text lautet:

„Dr. Alfred Moschkau (24. 1. 1848 – 27. 5. 1912). Pionier der Philatelie Deutschlands und deren größter Schriftsteller im 19. Jahrhundert. Bedeutender Heimatgeschichtsforscher und Schriftsteller. Gründer und Leiter des Oybin-Museums sowie des Gebirgsvereins Oybin m. Hain. Vertrauensmann der Sächsischen Denkmalkommission (u.a. auch Gurlitt). Bedeutender Goethe-, Schiller-, Körner- u.a. –reliquien- und –autographensammler. Förderer des Tourismus, des Kleinbahnbaus – ZOJE (1890), der Naturheilkunde, des Darwinismus, des progressiven Bestattungswesens sowie vieler weiterer fortschrittlicher Werke.
Kulturbund der DDR, Ortsgruppe – Dr. Alfred Moschkau, Kurort Oybin 8806, 27. 5. 1987.

Im Mai 2002 , anlässlich seines 90. Todestages, wurde am ehemaligen Wohnhaus der Familie, im Talweg 11, eine Gedenktafel angebracht. Wenn Sie mal nach Sachsen kommen, besuchen Sie Oybin. Es ist ein wunderschönes, sauberes Städtchen.

Erich Ueltzhöffer


Großtauschtag am 1. Dezember 2002: Rekordbeteiligung beim Philatelisten-Pokal

Mit einer Rekordbeteiligung feierte der Heidelberger Philatelisten-Pokal 2002 sein 9-jähriges Bestehen.

Und wieder hatten die Preisrichter Werner Pfisterer (MdL), Stadtrat Ernst Gund, Regionalvertreter des LV-Südwest Manfred Plötze und der Vorsitzende der Vereinigung Karlsruher Briefmarkensammler, Franz Lasetzky, die Qual der Wahl.

21 Exponate stellten sich der Jury im Wettstreit um den begehrten Pokal. Schließlich einigte man sich doch auf die Preisträger. Den Heidelberger Philatelisten-Pokal 2002 errang Sammlerfreund Hans Maier mit seinem Exponat „1763-1869: 100 Jahre Postscheine, Reisescheine, Zeitungs-Conto und Chargé-Briefe von Heidelberg“. Bereits zum 3. mal in Folge holte sich Hans Maier damit die begehrte Trophäe.

Den 2. Platz belegte das Exponat „Stadtpost Mannheim“ von Volker Batz. Auf einen 3. Platz konnten sich die Preisrichter nicht einigen. Daher wurde er gleich 3 mal vergeben: „Das große Rätsel Urzeit“ von Markus Schröck, „Vögel aus aller Welt“ von Johannes Maier und „Lokomotiven“ von Nicole Claus teilten sich den Platz.

Mit großem Lob und viel Beachtung bedacht waren auch die anderen ausgestellten Exponate, allen voran aber die Sammlungen „Notgeld Heidelberg“ von Karl Apfel, und die Postkartensammlung „Sandhausen – Gestern und Heute“ von Joachim Claus, die beide nicht im Wettbewerb standen

Natürlich gab es bei diesem Aussteller-Wettbewerb keine Verlierer. Der Vorsitzende, Christian Klouda, überreichte jedem Aussteller als kleine Anerkennung ein Nikolaus-Säckchen und eine Urkunde als bleibende Erinnerung.

Aber nicht nur die ausgestellten Exponate wurden von vielen Besuchern bestaunt. Auch der gleichzeitig durchgeführte Großtauschtag war hervorragend besucht. Für das leibliche Wohl sorgte wieder unsere bewährte Caféteria, und die reich bestückte Tombola war nach wenigen Stunden ausverkauft.

Dank des ehrenamtlichen Einsatzes der Vereins-Aktiven war es wieder eine rundum gelungene Veranstaltung, auf die der ausrichtende Verein mit Recht stolz sein kann!

Christian Klouda


Neue Posttarife 2003

Preissenkungen bei den Standardsendungen ab 1.1.2003

Für die Westdeutschen ist es die erste 'richtige’ Post-Preissenkung in der Nachkriegsgeschichte. Freiwillig geschah sie allerdings nicht.

Die Regulierungsbehörde für Telekommunikation und Post (RegTP) hatte der Deutschen Post AG (DPAG) im Juli 2002 die Preissenkungen verordnet. Insgesamt musste die Post ihre Entgelte im lizenzpflichtigen Bereich der Postkarten und Briefe ab dem 1. Januar 2003 um mindestens 4,7 Prozent senken. Die Vorschläge zu den Einzelheiten, die die DPAG dazu machen musste, wurden von der RegTP genehmigt.

Der Preis für den stark genutzten Brief fällt allerdings auch ‚nur’ um einen Cent und ist daher für den 'Normal’-Kunden keine spürbare Reduzierung. Die auf dem Postmarkt deutlich weniger verwendete Postkarte fällt dagegen merklich von 51 auf 45 Cent, also um fast 12%. Ebenso fällt der Kompaktbrief („Doppelbrief“) um knapp 11%.

bisher

ab 1.1.2003

Brief Kommunikation, national

Briefe/Postkarten

Standardbrief

0,56

0,55

Kompaktbrief

1,12

1,00

Großbrief

1,53

1,44

Maxibrief

2,25

2,20

Postkarte

0,51

0,45

     

Zusatzleistungen

Einschreiben

2,05

2,05

Einschreiben Einwurf

1,53

1,60

Eigenhändig

1,79

1,80

Rückschein

1,79

1,80

Nachnahme

1,79

2,00

     

Direkt Marketing, national

Infobrief/Kataloge

Infobrief-Standard/Kataloge

0,41

0,45

Infobrief-Kompakt/Kataloge

0,92

0,90

Infobrief-Groß/Kataloge

1,38

1,35

Infobrief-Maxi/Kataloge

1,89

1,80

     

Brief Kommunikation, international

Europabrief

Standardbrief

0,56

0,55

Kompaktbrief

1,12

1,00

Postkarte

0,51

0,45

Weltbrief Luft

Standardbrief

1,53

1,50

Kompaktbrief

2,05

2,00

Postkarte

1,02

1,00

     

Adressdienstleistungen

Nachsendung Privatkunden

6 Monate

--

14,80

12 Monate

--

24,80

Lagerung Privatkunden

1 Monat

--

7,80

3 Monate

--

9,80


Hochwassermarke in zwei Zähnungen

Die für die Flutopfer im Schnellverfahren ausgegebene Marke „Hochwasserhilfe 2002“ vom 30. August 2002 existiert in zwei Zähnungsvarianten.

Durch einen Fehler in der Druckerei Schwann-Bagel, Mönchengladbach, wurden bei der senkrechten Zähnung die Perforationskämme verwechselt. 23 statt 22 Zähne ist das Ergebnis.

Michel hat bereits die Katalogisierung angekündigt, die Vordruckalben-Hersteller sollen die Marke auch aufnehmen.

Nach Schätzungen der Druckerei tragen ca. 20% der Gesamtauflage von 20 Millionen die engere senkrechte Zähnung (die waagerechte Zähnung ist davon nicht berührt).

 

Beide Marken im Vergleich: Links normal 22, rechts 23 Zähne

Vier Millionen sind für den Sammlermarkt eine ausreichende Stückzahl. Die Beschaffung kann sich dennoch etwas schwieriger gestalten. Die Versandstelle unterscheidet die Marke bei der Auslieferung nicht. Es bleibt also zunächst nur der Gang zur heimischen Postfiliale, die die Variante aber nicht unbedingt haben muss.

Erfreulich bei der Hochwassermarke ist diesmal die deutliche Akzeptanz beim ‚normalen’ Postkunden (wir berichteten in der letzten Ausgabe darüber). Eine Zuschlagsmarke, die mal nicht nur für den Sammler erschienen ist.

Detlev Moratz

 


Aktion zur Jugendgewinnung

Malwettbewerb zur SÜDWEST 2001 soll Vereine zu ähnlichen Maßnahmen anregen

Im Frühjahr 2001 startete unser Verein bekanntlich einen groß angelegten Schüler-Malwettbewerb unter dem Motto „wir malen eine Briefmarke für den Zoo Heidelberg“.

Diese Aktion kann mit über 680 eingereichten Bildern als voller Erfolg bezeichnet werden. Um anderen Vereinen und Veranstaltern eine Hilfe zu bieten, wurde nun ein ausführlicher Bericht dazu im Internet veröffentlicht.

Im Bereich 'Malwettbewerb’ kann man unter www.Suedwest-2001.de u.a. Bilder, Presseberichte und den detaillierten Ablauf abrufen.

Detlev Moratz


BGH: 'Remailing’-Urteil

Das 'Rückversenden’ aus dem Ausland ist auch bei Datenübertragung
unzulässig.

Die Deutsche Post AG (DPAG) gewann im Oktober ihre Remailing-Klage vor dem BGH. Sie hatte gegen die Citibank geklagt, weil diese ihren deutschen Kreditkartenkunden die Schreiben nicht im Inland, sondern aus den Niederlanden versandte.

Die Holländer waren billiger und zahlten der DPAG nur den üblichen Betrag für die „eingehende Auslandspost“, der niedriger ist.

Gestützt auf Artikel 25 des Weltpostvertrages verlangte die Deutsche Post von der Citibank die Zahlung des Inlandsportos.

Während schon gerichtlich das Rückversenden von Briefen nach Deutschland, die ins Ausland verbracht wurden, untersagt war stand hier nun das „nicht-physische Rückversenden“ zur Bewertung. Die Citibank argumentiert nämlich, dass die Schreiben auch inhaltlich auf in den Niederlanden befindlichen Rechnern erstellt wurden.

Citibank-Schreiben vorher: „Porto bezahlt in den Niederlanden“. Absender: „Citicorp European Service Center“ im niederländischen Arnheim.
Citibank-Schreiben nachher: Frankier-service der DPAG. Absender: Citibank im deutschen Nordhorn.

Die DPAG dazu in ihrer Presseerklärung: „Nachdem schon der Europäische Gerichtshof in einem Urteil vom 10.2.2000 der Deutschen Post Recht gegeben hatte, ist nunmehr auch für die deutschen Gerichte höchstrichterlich geklärt, dass sich Absender nicht durch Bearbeitung und Druck ihrer Sendungen im Ausland dem deutschen Inlandsporto entziehen können.

Das Urteil lässt erwarten, dass nunmehr auch die weiteren noch anhängigen Klageverfahren sämtlich zugunsten der Deutschen Post AG entschieden werden.“

Detlev Moratz


Impressum

Der Heidelberger Briefmarken-Bote ist die Vereinszeitschrift des Briefmarken-Sammlerverein Heidelberg und Rohrbach 1891 e.V.

Verantwortlich i.S.d.PrGes. ist der Vorstand des Vereins.
Der Heidelberger Briefmarken-Bote erscheint halbjährlich, im Juni und Dezember des Jahres.

Redaktion:
Christian Klouda
Erich Ueltzhöffer
Detlev Moratz
Prof. Dr. Horst Friebolin

Es bleiben alle Presse- und Autorenrechte (auch für Abbildungen) dem jeweiligen Urheber/Besitzer vorbehalten.

Bezug:
Der Heidelberger Briefmarken-Bote wird an alle Vereinsmitglieder kostenlos verteilt und kann darüber hinaus zum Einzelpreis von 2,- Euro (zuzügl. Porto) bezogen werden.

Anschrift der Redaktion:
Christian Klouda, Kolbenzeil 12, 69126 Heidelberg
Tel. 0 62 21 / 37 33 31, Fax 0 62 21 / 31 95 61
E-Mail: Klouda@Briefmarken-Heidelberg.de

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